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„Ostdeutscher Rosengarten“ in Forst (Lausitz) – Gedanken zu den Skulpturen auf der Reisigwehrinsel
19.07.2013 13:53 - Helmut P. Fleischhauer
„The border gate“ - Silvio Ukat „The border gate“ - Silvio Ukat „Von der Kastanie zur Rose“ - Georg Janthur „Von der Kastanie zur Rose“ - Georg Janthur „Von der Kastanie zur Rose“ - Georg Janthur „COLUMN“ - Petra Křivová „COLUMN“ - Petra Křivová „COLUMN“ - Petra Křivová „Innenleben einer Kastanie“ - Alina Illgen „Innenleben einer Kastanie“ - Alina Illgen „THE POWER OF PLANTS“ - Maria „Maja“ Moroz „THE POWER OF PLANTS“ - Maria „Maja“ Moroz „THE POWER OF PLANTS“ - Maria „Maja“ Moroz „THE POWER OF PLANTS“ - Maria „Maja“ Moroz „Willkommen und Abschied“ - Steffen Mertens „Willkommen und Abschied“ - Steffen Mertens „Willkommen und Abschied“ - Steffen Mertens „Willkommen und Abschied“ - Steffen Mertens „Lilith – die aus dem Weltenbaum vertrieben wurde“ - Franziska Uhl „Lilith – die aus dem Weltenbaum vertrieben wurde“ - Franziska Uhl „Lilith – die aus dem Weltenbaum vertrieben wurde“ - Franziska Uhl „Lilith – die aus dem Weltenbaum vertrieben wurde“ - Franziska Uhl „Im Embryo – Die Welt“ - Dongki Ha „Im Embryo – Die Welt“ - Dongki Ha „Im Embryo – Die Welt“ - Dongki Ha „Im Embryo – Die Welt“ - Dongki Ha „Work – Life – Balance“ - Matthias Trott „Work – Life – Balance“ - Matthias Trott „Work – Life – Balance“ - Matthias Trott „Kastanientiere“ - Thomas Junghans „Kastanientiere“ - Thomas Junghans „Kastanientiere“ - Thomas Junghans „Vertical Train“ - Paolo Vivian „Vertical Train“ - Paolo Vivian „Vertical Train“ - Paolo Vivian „Vertical Train“ - Paolo Vivian „ERWACHEN“ - Marianne Laiti „ERWACHEN“ - Marianne Laiti „ERWACHEN“ - Marianne Laiti „Metamorphose“ - Egidius Knops „Metamorphose“ - Egidius Knops „Metamorphose“ - Egidius Knops „Metamorphose“ - Egidius Knops „Metamorphose“ - Egidius Knops „Metamorphose“ - Egidius Knops
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Am 23. Mai 2013 startete das 1. Internationales Kunstsymposium der Rosenstadt Forst (Lausitz) mit dem Thema „In jedem Abschied steckt ein Anfang“ auf dem Platz gegenüber des historischen Einganges des Ostdeutschen Rosengartens. Bereits am Morgen dieses Donnerstags dröhnten die Kettensägen und mit Stechbeitel und Holzhammer wurden die Kastanienstämme entrindet.
Über 70 Künstlerinnen und Künstler hatten ihre Entwürfe eingereicht, damit sich die Jury ein Bild von den Ideen der Umwandlung der gefällten Kastanien vom Kegeldamm in Skulpturen machen konnte.
16 der Bewerberinnen und Bewerber wurden zu dem Symposium eingeladen. Etwas muß ich korrigieren, eine Bewerberin hatte keinen Entwurf eingereicht. Warum das so war, darüber später mehr.

Das Symposium entwickelte sich sehr schnell zu einem Anziehungspunkt für Forster Bürgerinnen und Bürger. Schulklassen, Hort- und Kitagruppen besuchten die Künstlerinnen und Künstler, schauten ihnen bei der Arbeit zu, stellten Fragen, staunten. Besonders die jüngsten Besucher ließen ihrer Phantasie freien Lauf und nahmen voller Stolz Holzreste zur Erinnerung mit.
Bürgerinnen aus der Nachbarschaft versorgten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums spontan mit Kaffee und Kuchen.
Manchmal war das Wetter alles andere als kooperativ. An einem Morgen goss es in Strömen, eine Weiterarbeit schien unmöglich … aber, Frau Lindner und Frau Hubrich hatten bereits früh aus dem Fenster geschaut, telefoniert, organisiert und kurz nach neun kamen Fahrzeuge und brachten große Biergartenschirme und Pavillons, die über den Stämmen aufgebaut wurden. Es konnte weitergehen.

Eine Woche war für die Fertigstellung der Kunstwerke vorgesehen. Während der Woche sprach ich mit allen Künstlerinnen und Künstlern, erfuhr etwas über ihren Werdegang, ihre Entwürfe. Für mich war es spannend, die so unterschiedlichen Persönlichkeiten näher kennenlernen zu dürfen.

Am vergangenen Dienstag wurde die Ausstellung auf der Reisigwehrinsel offiziell eröffnet, gestern früh machte ich dort einen Rundgang, verweilte vor jeder Skulptur und rief mir die Gespräche mit den Künstlerinnen und Künstlern in Erinnerung.



„The border gate“, das Grenztor von dem 1972 in Meerane geborenen Silvio Ukat steht gleich am Anfang meines Rundganges. So wie man zwischen den Kastanien am Kegeldamm über die Neiße zu unseren polnischen Nachbarn blicken konnte, wird der Blick durch das mit Rosen verzierte Tor über die Neiße zu unseren Nachbarn gelenkt. Ein „Grenztor“ das verbindet statt zu trennen. Den Platz für sein Kunstwerk hat Silvio Ukat sehr gut gewählt und bereits jetzt ist es ein beliebtes Fotomotiv der Besucherinnen und Besucher.

Silvio Ukat in unserem Gespräch: „Holz ist mein Werkstoff. Bei einer Skulptur möchte ich aber metallische Fragmente mit einbeziehen. Sie müssen sich aber einfügen. … dürfen nicht die Idee verändern.“
„Verstehe ich das richtig, dass die Entscheidung erst bei Fertigstellung der hölzernen Teile der Skulptur fällt?“
„Ja, ich muss es sehen. Erst dann kann ich sagen ob es sich in das Gesamtkonzept einfügt oder nicht.“
Wie er die Idee der Metamorphose der gefällten Kastanien in Kunstwerke sieht, fragte ich ihn.
„Für einen Forster ist es bestimmt anders, viel emotionaler. Ich sehe die Idee, die hinter dem Symposium steht, als so etwas wie Werterhalt.“



Nur ein paar Schritte weiter auf der anderen Seite des Weges zieht ein Arrangement von fünf Plastiken den Blick an. „Von der Kastanie zur Rose“ nennt der 1958 in Wuppertal geborene Georg Janthur sein Werk, die Verwandlung der Kastanie in eine Rose.

Die Kinder, die die Künstler besuchten und bei der Arbeit beobachteten, waren unbekümmert und voller Phantasie. Bei ihnen löste die „Kastanienschote“ mit ihren 5 Kastanien im Inneren oder die Schnecke während der Metamorphose kein unverständiges Kopfschütteln aus.
Kunstwerke müssen 'wirken', das rationale Denken darf ruhig immer wieder eine Pause einlegen. Kinder sind da gute Vorbilder.

„Ich stelle gerne 'verbotene Früchte' dar“, so Georg Janthur, „Vielleicht kommt das auch von der Fotografie, die Natur ist so reich an Formen. Allein der Ausschnitt eines Blattes birgt so viel Schönheit in sich.“



Bei den 'verbotenen Früchten' ist zwischen ehrwürdigen Bäumen nur wenige Schritte entfernt die von der 1988 in Staré Město/Tschechien geborene Petra Křivová geschaffene Skulptur „COLUMN“ zu sehen.
Farbenfroh wie der Rosengarten ragt die „Säule“ senkrecht nach oben. Die im unteren Bereich verarbeiteten Äste erinnern mich an die Wurzeln eines Baumes, die der in den Himmeln ragenden Skulptur Halt geben.
Ursprünglich wollte sie den unteren Bereich in Stahl gestalten, sie hat sich aber umentschieden und verwendete dafür ebenfalls Holz.
Erst im vergangenen Jahr hat sie begonnen, sich mit dem Werkstoff Holz zu beschäftigen.

Ich fragte sie, welche Eindrücke sie von der gemeinsamen Arbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern hat, die ja alle sehr unterschiedliche Ideen und Konzepte mitgebracht haben.
Petra Křivová: „Es ist aufregend für mich. Alle sind hilfsbereit und die Stimmung ist wunderbar. Für mich ist dieses Symposium eine Quelle der Inspiration, ganz besonders was die Arbeit mit unterschiedlichen Materialen angeht. Es ist schön, dass ich dabei sein darf.“



Weiter zu der rechts des Weges aufgestellten Skulptur der 1988 in Vorwerk/Tarmstedt geborenen Alina Illgen. Immer wenn ich an dem „Innenleben einer Kastanie“ verweile muß ich schmunzeln.
Das Innenleben der Kastanie irritiert so manche Besucherin und manchen Besucher. Manche sehen im Inneren Gehirnwindungen, manche eine Walnuß oder gar Därme. Eine ältere Besucherin meinte konsterniert: „Die jungen Leute wissen offenbar nicht mehr wie eine Kastanie innen aussieht ….“

Ich sehe das vergnügte Lachen von Alina Illgen vor mir wenn sie das liest.

Zu Beginn unseres Gespräches meinte sie, es sei doch ihr erstes Symposium und über sie gäbe es doch nichts zu schreiben.

Ich fragte sie, wie es denn sei, mit den Künstlerinnen und Künstlern hier zu arbeiten, die ja alle eine andere Vorgehensweise haben und andere Ideen.
Alina Illgner: „Ich kenne ja nur den Werkstoff Holz. Zu sehen, wie andere Künstler verschiedene Werkstoffe kombinieren, verbinden, ist für mich aufregend und spannend.“

Zurück zu ihrem Entwurf; „Innenleben einer Kastanie“ - „Sagen sie bitte etwas dazu.“
„Sie sehen ja den derzeitigen Stand meiner Skulptur. Oben ist die Kastanie, die aber noch geöffnet wird.“
„Damit es den Einblick in sie gibt … in das Innenleben“
„Ja, so habe ich mir das vorgestellt.“

Unser Gespräch dauerte geraume Zeit und wir müssen beide schmunzeln als ich sagte: „..und sie meinten zu Beginn, es gäbe über sie ja nichts zu schreiben.“



„THE POWER OF PLANTS“ - Die Kraft der Pflanzen - der 1959 in Krakow/Polen geborenen Maria „Maja“ Moroz ist das nächste Kunstwerk, das auf mich wartet. Die mächtigen Kastanien des Kegeldammes wurden gefällt, ein Teil eines Stammes hat sich in ihr liegendes Werk verwandelt. Gefällt, also liegt der Stamm. Aber, die Pflanzen und die Natur sind stark und so wachsen aus dem Stamm stählerne Rosenblüten. Tod und neues Leben in einer künstlerischen Form.

Besonders freut sich Maria Moroz darüber, dass ihre Kunst dauerhaft für jeden Besucher des Ostdeutschen Rosengartens zu sehen sein wird.



Dort wo der Weg eine scharfe Kurve macht und zurückführt ist das von dem 1943 in Rathenow geborenen und in Cottbus lebenden Steffen Mertens geschaffene Werk „Willkommen und Abschied“ zu sehen. Es steht vor einem altehrwürdigen Baum, der aber bereits abgestorben ist.

Seine Skulptur besteht aus zwei Teilen. Ein Teil ist schlank, hoch aufragend, bunt und reckt sich gen Himmel. „Ich bin frei, habe noch alles vor mir ….“
Dieser Teil steht für das „Willkommen“.
Der zweite Teil, der für den „Abschied“ steht ist ein liegender Kopf, mit einer etwas melancholischen Ausstrahlung.

Steffen Mertens: „Das Leben ist ständig im Fluß. Alte Bäume werden gefällt, neue Bäume werden gepflanzt. Hier entstehen aus den alten Bäumen Kunstwerke. Sie leben darin weiter.“

Ich fragte ihn, wie es zu seiner Teilnahme am Symposium kam.
„Ja, ich habe ja zurzeit eine Ausstellung im Kompetenzentrum in Forst. Frau Lindner sprach mich an und erzählte mir von ihrer Idee. Wir tauschten uns aus und letztendlich entstand der Titel des Symposiums ... „In jedem Abschied steckt ein Anfang“



Nun führt mein Rundgang wieder in Richtung Verwaltungsgebäude. Gleich rechts ragt eine schwarze Skulptur mit sehr weiblichen Formen in die Höhe. „Lilith – die aus dem Weltenbaum vertrieben wurde“ von der 1967 in Erlangen geborenen Franziska Uhl.

Sie hatte bei ihrer Bewerbung keinen Entwurf eingereicht. Bei unserem Gespräch sagte sie mir warum sie das nicht kann.
„Ich muß den Stamm sehen, ihn betrachten. Dann ergibt sich die daraus entstehenden Skulptur von allein. Ich kann nicht mit einem gerade gewachsenen Stamm arbeiten. Dieser hier ist für mich ideal. Deshalb mache ich keine Entwürfe vorab.“
Sie streicht etwas versunken über die unregelmäßige Form ….
„Wenn ein Stamm entrindet wird, ist das so als würde man seinen Mantel ausziehen. Darunter verbirgt sich die wahre Form. Ich werde nie eine Skulptur schaffen, die sich nicht an die Form des Stammes anlehnt. Der Stamm gibt mir in gewisser Weise das Ergebnis vor. Wir sollten nicht vergessen, dass Menschen und Bäume schon immer eine fast spirituelle Beziehung haben. Ein stiller Spaziergang in einem Wald hat für mich eine Art innere, reinigende Wirkung. So empfinde ich das.“

Sie sagte mir auch, dass sie möchte, dass Betrachter ihre Werke berühren, mit den Händen darüberstreichen und dadurch einen Kontakt herstellen.

Eines Morgens bei der Arbeit an der Skulptur sah sie mich, kam auf mich zu und sagte freudig: „Jetzt habe ich den passenden Titel gefunden - „Lilith“ - die Göttin der sumerischen Mythologie, die im Weltenbaum lebte und der auf Befehl der Göttin Inannas gespalten wurde und Lilith vertrieb.
Am Dienstag sagte ich Franziska, dass viele Besucher nachdenklich vor ihrer Skulptur stehen und ich ihnen hin und wieder über Lilith erzähle. Franziska Uhl: „Ich denke es ist besser sie nehmen das mit nach Hause und recherchieren dort.“
Recht hat sie.
Es ist sehr spannend über Lilith zu lesen, die sumerische Göttin. Die sich über viele Jahrhunderte auch durch jüdische und christliche Schriften zieht. Auch der Weltenbaum ist nicht auf das Zweistromland beschränkt, in der nordischen Mythologie spielte er eine ebenfalls wichtige Rolle.
Dort heisst er Yggdrasil, die Weltesche, die den gesamten Kosmos verkörpert.



Ich verweile noch ein wenig und schaue dann in Richtung der grausilber glänzenden Skulptur des 1976 in Busan/Südkorea geborenen Dongki Ha, der er den Namen „Im Embryo – Die Welt“ gegeben hat.
In unserem Gespräch hat er sich nicht zu seinem Entwurf geäußert. Das möchte er offenbar den Betrachtern überlassen. Ich denke an den Ursprung des Stammes, betrachte die Stadien der herausgearbeiteten Formen und mache mir so meine Gedanken.
Dongki Ha, immer mit Hut und Stiefeln bei der Arbeit, studierte an der „Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle“ Bildhauerei.
Seine Werkstoffe sind Holz, Metall und Stein und die Verbindung dieser Materialeien.
Heute wohnt er noch immer in Halle (Saale), sein Atelier ist allerdings in Leipzig.
Zu Beginn des Symposiums beobachtete ich ihn in der Früh eine Weile als er langsam auf dem Stamm entlangging, immer wieder mit Pausen und mit den Armen 'markierte' er offenbar Schnitte, Einteilungen. Zumindest sah es für mich so aus.



Ein paar Schritte weiter ist links des Weges „Work – Life – Balance“ - die Balance zwischen Arbeit, Leben und privatem Bereich - des 1962 in Naumburg geborenen Matthias Trott zu sehen.

Der auf einer Rolle liegenden Balken symbolisiert das bisherige Leben, das Höhen, Tiefen und Unsicherheit beinhaltet. Deshalb liegt es auf einer Rolle. Die senkrechte Skulptur lässt er zurückblicken. Die Interpretation möchte er den Betrachtern überlassen.
Ich sagte: „Ich denke, wenn wir nicht selbstkritisch auf unser Leben zurückblicken können, ist es schwierig, sinnvoll in die uns unbekannte Zukunft zu schauen.“
Matthias Trott: „So könnte man das sehen ….“
Wir sprachen eine Zeitlang über die untrennbare Abhängigkeit von Privatleben und Arbeitsleben für die eigene Zufriedenheit, Ausgeglichenheit.

„Wissen sie“, so Matthias Trott, „Forst, die Initiatoren, haben eine gute Entscheidung mit diesem Symposium getroffen. Die Kastanien waren ein Teil der Stadtgeschichte und die Forster konnten sich damit identifizieren. Wenn diese Kastanien, die einmal am Kegeldamm standen, auf der Reisigwehrinsel als Kunstwerke stehen ist das die Brücke von heute zur Forster Stadtgeschichte. Es gibt ja bereits einige Kommunen, die auf diesem Wege ihre eigenen Geschichte erhalten.“



Das nächste Kunstwerk, das nach einer kleinen Biegung des Weges ein wenig zurückgesetzt auftaucht, zaubert den Besuchern ein Lächeln auf die Lippen. Jeder erkennt sofort was sich in den beiden Figuren des 1982 in Stollberg geborenen Thomas Junghans mit dem Titel „Kastanientiere“ verbirgt.

Bei unserem Gespräch fragte ich ihn nach seinem Entwurf.
„Welchen Titel hat ihr Entwurf für dieses Symposium?“
„'Kastanientiere' … Wissen sie, so wie das die Kinder machen. Aus Kastanien mit Streichhölzern. Nur etwas größer ...“

Oh ja, ich erinnere mich spontan an meine eigene Kindheit. Die kleinen Tiere aus Kastanien, Eicheln und Streichhölzern, die wir gebastelt haben ….



Auf der linken Seite entlang des Weges ragt eine fast schwarze Skulptur in den Himmel. „Vertical Train“ hat der 1962 in Soso di Pergine/Italien geborene Paolo Vivian sein Kunstwerk genannt. Der Zug, der senkrecht nach oben fährt.

Ich erinnere mich, dass mein Gespräch mit ihm etwas zögerlich begann. Wir mussten erst einmal einen gemeinsamen Nenner finden.
Ich fragte ihn, wo er wohne. „In Trento (Trient) im Norden Italiens. Wissen sie wo das ist? Es ist herrlich dort, im Winter kann man wunderbar Ski laufen ….“
Ich sagte ihm, dass mir die See mehr liegt als die Berge .. sie sei für mich wie eine Frau. Mal liebevoll und zärtlich, mal wild und ungestüm oder sie wird richtig wütend und verschlingt einen.
Paolo muss lachen und seine Augen blitzen, diesen Vergleich und meine Gedanken verstand er sofort.
Das war unser gemeinsamer Nenner …

Seinem Entwurf hat er den Titel 'Vertical Train' gegeben.
„Ein Baum wächst nach oben, er lebt, in und auf ihm ist Leben. Bei einem Zug ist es nicht anders, ich lasse ihn nach oben fahren. In einem Zug trifft man Leute aus allen möglichen Regionen. Sie sprechen unterschiedliche Sprachen. Ein Zug ist voller Leben … wie ein Baum. Das passt zusammen. Mit der Phantasie gen Himmel .....“
Paolo Vivian zeigte auf seinen Entwurf: „Auf der Werkbank kann ich den Stamm ganz gerade sägen, hier nicht. Also wird die Skulptur nicht exakt so aussehen wie hier.“

An seiner Skulptur hörte ich Sätze wie: „Ich kann da keinen Zug erkennen ...“
Das macht nichts, andere Besucher können es. Und Kinder sowieso.



Nun geht es zur 12. Skulptur meines Rundganges, der von der 1971 in Helsinki/Finnland geborenen Marianne Laiti der sie den Namen „ERWACHEN“ gegeben hat.
Auch ihre Skulptur liegt ... wie ein gefällter Baum.
Aber, im oberen Bereich erwacht neues Leben in Form eines weiblichen Gesichtes.

Marianne Laiti studierte Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei.
Das ist aber nicht ihr einziges künstlerischen Betätigungsfeld.
Pastellmalerei und Zeichnungen gehören zur ihrem Schaffen wie die Arbeit mit Bronze. Im Bereich der Bildhauerei hat sie ursprünglich nur in Stein gearbeitet. Der Bronzeguß führte bei ihr zu der Verbindung von Stein und Metall.
Mit dem Material Holz beschäftigte sie sich erst später. Ein Versuch, wie sie sagte. Inzwischen ist dieser Werkstoff fester Bestandteil ihres künstlerischen Schaffens.

Marianne Laiti war die erste Künstlerin mit der ich während des Symposiums sprach. Da musste ich noch lernen in den Gesprächen mehr über die Gedanken der Künstlerinnen und Künstler zu erfahren.



„Metamorphose“, die Skulptur des 1945 in Simpelveld/Niederlande geborenen Egidius Knops, erwartet mich am Ende meines Rundganges.

„Wie kam es zu ihrer Teilnahme an dem Forster Symposium?, fragte ich ihn während der Entstehung der Skulpturen.
„Ich bin ja jedes Jahr bei dem Symposium in Lübbenau. Frau Lindner nahm Kontakt zu mir auf. So kam es zu meiner Teilnahme.“

Seine Skulptur nennt Egidius Knops „Metamorphose“, die Verwandlung eines Kastanienstammes in eine Skulptur mit Bezug zum Ostdeutschen Rosengarten. Im oberen Bereich verwendet er Stahl und Glas. Der Entwurf erinnernte mich an eine Mischung aus Baum und Blume.
Egidius Knops: „Auf jeden Betrachter wirkt es etwas unterschiedlich. Gestern (also am 25.5) sagte ein kleines Mädchen spontan 'Oh, eine Blume mit Flügeln …'.“



Das war nun mein Rundgang auf der Reisigwehrinsel, ganz subjektiv, aus meiner Sicht und verknüpft mit den Erinnerungen an die Gespräche mit den Künstlerinnen und Künstlern.
Kunst und der Bezug dazu ist für jeden Betrachter anders. Es gibt Kunstwerke, die in mir sofort etwas auslösen und eine Saite erklingen lassen und andere Kunstwerke, bei denen das länger dauert und wieder andere, die mich nicht berühren.

Die Länge des Textes zu den einzelnen Kunstwerken sagen nichts über die Intensität meiner Empfindungen aus. Sie sagen eher etwas darüber aus, dass ich bei jedem Gespräch mit den Künstlerinnen und Künstlern etwas gelernt habe und es mir so möglich war, beim nächsten Gespräch ein klein wenig mehr zu erfahren.


Drei Kunstwerke fehlen noch, die sind nicht auf der Reisigwehrinsel zu sehen.
„Body 13“ der 1942 in Gera geborenen Margret Holz wird seinen Platz im Innenhof des Kompetenzzentrums finden, für „AndersWo“ des 1959 in Rostock geborenen Jan Witte-Kropius ist der öffentliche Raum in Forst (Lausitz) als Standort vorgesehen und für „Künstlerischer Neuanbau der Kastanienbäume“ des 1966 in Tokyo/Japan geborenen Takashi Mitsui wird noch ein passender Standort im Innenberich gesucht, da es sich dabei eher um eine Installation handelt.

Mehr über diese drei Kunstwerke lesen sie in einem weiteren Beitrag.

Wenn Sie Ihren Rundgang auf der Reisigwehrinsel machen, dann tun Sie das ohne Hektik. Verweilen Sie, lassen Sie die Kunstwerke auf sich wirken. Legen Sie Ihre Hände darauf und hören Sie auf Ihre innere Stimme.




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