Startseite

17 Kulturwege
516 Einträge
mit 1785 Fotos

Aktuelles
Verschollenes
Historische Galerie

Fotos ges.: 4583

Zufallsfoto

Blumenkübel

Werbung
Rosen & Kunst

Werbung


Vorheriger Beitrag    Nächster Beitrag


Lesung im komfor - Bedrohter Alltag - Als Pfarrer im Fokus des MfS
02.03.2016 19:15 - Helmut Fleischhauer
Von 1978 bis zu seiner Ausbürgerung nach Westberlin im Jahre 1983 war Dietmar Linke Pfarrer in Neuenhagen.
"Ein Pfarrer, der sein Amt nicht verwalten, sondern den Freiraum Kirche im Umfeld des
real-existierenden Sozialismus der DDR erlebbar machen wollte, gerriet - wie der Autorauch - unweigerlich in das Fadenkreuz des MfS. Für einen offenen Dialog gab es in der Gesellschaft keinen Raum.
In Zusammenarbeit mit dem MfS entwickelten Staatsfunktionäre ihre Strategien, um eine kritische
kirchliche Arbeit zu beeinflussen und zu zerstören.

Dietmar Linke dokumentiert am Bespiel seiner Geschichte und der seiner Frau, wie das MfS selbst nach ihrer Ausbürgerung das Geschehen zu lenken versuchte."

Veranstaltungsbeginn: 18.03.2016 19:00


Dietmar Linke kommt aus Berlin und kennt das Leben innerhalb der Evangelischen Kirche der DDR bis zum Jahr 1983. Er berichtet aus einer sehr persönlichen Sicht über sein Schicksal. 
In Breslau, dem heutigen Wroclaw, 1944 geboren überlebt er als Kind mit seiner Familie auf der Flucht die Bombennacht von Dresden und findet eine neue Heimat in Senftenberg. Da Dietmar Linkes Vater ebenfalls Pfarrer ist und die Kinder nicht im Pionierverband oder in der FDJ organisiert sind, wird schon der Weg zum Abitur schwer. Zur Aufnahme an einer Hochschule gehört neben dem Numerus clausus auch die Bewertung des gesellschaftlichen Engagements. Deshalb entscheidet sich Dietmar Linke für ein Theologiestudium, wird später in vielen Gemeinden und anderen seelsorgerischen Einrichtungen tätig.
Bis zum Mauerbau von 1961 gab es eine gemeinsame Evangelische Kirche Deutschlands, danach versuchte die Evangelische Kirche in der DDR einen Weg der Verständigung zu gehen, einen Weg nicht gegen, nicht neben, sondern im Sozialismus. Diese Gratwanderung führte zwangsläufig in den eigenen Reihen zu Unmut und Ratlosigkeit. Denn die Beanspruchung des ganzen Menschen durch den Staat konnten viele Christen nicht akzeptieren, sie konnten nicht zwei Herren dienen.
Und so entstand eine Bewegung innerhalb der Kirche, die sich auch mit politischen Themen auseinandersetzte, die sich für Frieden und Glaubensfreiheit engagierte. Dietmar Linke gehörte zu ihnen, er gestaltete die Treffen der Jungen Gemeinde zu Fragen über das Verhältnis zwischen Juden und Christen und dem Staat Israel, lud zu Gemeindeabenden Schriftsteller wie Stefan Heym ein und fiel damit der in den 70er Jahren der verstärkt arbeitenden Stasi besonders auf. Das System der Überwachung funktionierte fast lückenlos, die Mitarbeiter aus der Bevölkerung wurden teilweise erpresst, teilweise arbeiteten sie aber auch freiwillig und aus Überzeugung mit. So geschehen mit einem befreundeten Ehepaar der Familie Linke, welches über mehrere Jahre hinweg alles weitermeldete, was es wusste und aktive Unterstützung bei der Installation einer Abhöranlage in den Privaträumen der Familie Linke leistete.
1983 wurde die Familie Linke schließlich vor die Wahl gestellt, im Norden der Republik in Schweigen zu versinken oder in die Bundesrepublik auszureisen. Dietmar und Barbe Linke siedelten nach Westberlin um und hatten dort einen sehr schwierigen Neubeginn infolge von Arbeitslosigkeit und nur geringer Unterstützung.
Wie soll nun die Geschichte über den Verrat von Freunden und über das Versagen der offiziellen Kirche beurteilt werde? Man könnte sich sehr gut vorstellen, „dass viel Volk gekommen ist, um Jesu am Berg predigen zu hören“; und vielleicht gelingt es uns, beim Lesen der Bergpredigt eine Ahnung zu bekommen, was Jesu zu dieser Problematik zu sagen hätte. Sicher keine Worte, die Hass und Vergeltung zum Inhalt haben, aber sicher sehr klare Hinweise zur Verantwortung eines jeden gegenüber dem Nächsten.




Vorheriger Beitrag    Nächster Beitrag
 
Werbung