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Nachfahren auf der Suche nach Informationen über den Tuchfabrikanten Hellwig
16.01.2015 16:11 - Helmut Fleischhauer
Vor einigen Tag schrieb mich Herr Reimer, ein Nachfahre der Tuchfabrikanten Hellwig, Leipziger Str., an.
Zitiere hier einmal aus seinen Emails. Wer kann ihm weiterhelfen?

"Durch meine Arbeit an der eigenen Familiengeschichte bin ich erstmals auf die großartige Seite "Kunst- und Kulturwege in Forst" gestossen und habe dabei (u.a.!) mit grosser Freude festgestellt, dass Sie auch Fabrik und Villa unseres Urgrossvaters Adolf Hellwig in die Galerie 'Energie und Industrie' mit aufgenommen haben.

Adolf Hellwig (*20.5.1848, Todesdatum unbekannt) war verheiratet mit Margarete Hellwig, geb. Leonhardt (Daten unbekannt). Ihre älteste Tochter, Margarete Hellwig (28.4.1878 - 21.12.1973) (meine Großmutter) schreibt in ihren Erinnerungen:

"In meinem 4.-5. Lebensjahr baute Großvater [gemeint ist ihr Vater] schon in der Leipziger Straße die erste Fabrik. Er hatte Großmutters Erbe [gemeint ist ihre Mutter] 25.000,- Mark von seinem Schwiegervater dazubekommen. Großmutter [gemeint ist ihre Mutter] war also damals eine gute Partie! Vater hatte sie in Wittenberg, wo er auch in einer Tuchfabrik tätig war, kennengelernt ..."

Margarete Hellwig heiratete 1898 den Tuchmachermeister Max Hennig, 2. Sohn des Tuchmachers Johann Gustav Samuel Hennig
Die Hennigs - lt. Stammbaum seit dem 17. Jahrh. immer Tuchmachermeister und Bürgermeister - stammten aus Festenberg i. Schlesien.
Ein (welcher?) Hennig hatte 1843 als erster Forster Tuchmachermeister auf der Leipziger Messe einen Dampfkessel und eine Dampfmaschine angeschafft; ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1963 erschien in Forst zum 120jährigen Jubiläum, liegt mir als JPG/TIF vor.

Max Hennig hat die Fabrik in der Leipziger Strasse wahrscheinlich Anfang der 30er Jahre (?) von seinem Schwiegervater übernommen. In der Villa sind ihre beiden Kinder Max (*1899) und Gerda (*1905 = meine Mutter) zur Welt gekommen und aufgewachsen.

Wir - die 4 Enkel von Max und Margarete Hennig - vermuten, dass die Fabrik - möglicherweise während oder bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, also ziemlich am Ende der 20er Jahre (denn die Hochzeit meiner Eltern, Gerda Hennig mit Albert Reimer wurde noch 1929 im großen Stil in Forst gefeiert) oder Anfang der 30er Jahre pleite/in Konkurs/in die Insolvenz ging.

Dieser Verlust war einer von der vielen großen Nachkriegs-Tabus in unseren Familien. Keiner von den 4 Enkel-Söhnen des Max Hennig hat auch nur ein Detail darüber erfahren. Wir wissen weder was geschah, noch wer Fabrik und Villa übernahm bzw. ob die Fabrik überhaupt fortgeführt wurde. Tatsache ist, dass Max (bis 1956) und Margarete (bis 1973) Hennig nach dem Krieg bettelarm waren und in Berlin von ein paar Mark Sozialhilfe lebten.

Ich bin 1943 (kriegsbedingt) in Forst geboren; meine Eltern lebten eigentlich in Berlin. 1998 habe ich das erste Mal - nach 55 Jahren - Forst besucht. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch verschiedene Betriebe in den Fabrikgebäuden (die sich auch in den Hof/Garten erstrecken). Strassenseitig gab es ein Schild "Landsbräu Bier", aber eine Brauerei existierte nicht mehr. Bei diesem Besuch habe ich mich weder in die Villa, noch in die Fabrik getraut.

Im Mai 2010 habe ich mit meinem jüngsten Vetter Niels Hennig und seiner Frau Rotraut Forst erneut besucht. Letztere, unkomplizierter, klingelte an der Villa und freundliche Mieter liessen uns u.a. die Empfangs'halle', das Treppenhaus und das ehem. riesige Wohnzimmer im Erdgeschoss (jetzt Gemeindesaal) besichtigen. Dabei fiel uns auf, wieviele schöne Originaleinrichtungen aus den Fabrikgründungsjahren in der Villa noch (im top Zustand) existieren."

Es wäre ein "Riesending", wenn sich durch Ihre Veröffentlichung jemand fände, der über die Geschichte von Haus und Fabrik - vor allem zwischen 1930 bis 45 - noch etwas weiss!!!

Die meisten Forster Tuch-Fabrikanten, aber auch deren Geschäftsführer usw. sind (vor allem so um 1950) in den Westen geflohen (nach Krefeld, Aachen usw. wo damals auch Tuche produziert wurden), da sie nicht nur enteignet, sondern ihnen oft auch noch Prozesse gemacht wurden ... das haben wir Kinder durch ständige Erzählungen der Erwachsenen damals "hautnah" mitbekommen, denn unter den Flüchtlingen waren Forster Bekannte und Freunde.

Wenn ich jetzt auf Ihrer Webseite Namen wie Pürschel oder Noack lese, erinnere ich wieder, dass u.a. auch diese Namen damals fielen.

Mit grossem Interesse habe ich mir (u.a. ! ) auch den Abschnitt Hauptfriedhof angesehen. Bei meinem ersten Besuch 1998 habe ich den Friedhof - vergeblich - nach möglichen Grabesresten der Hellwigs abgesucht. Ich bin sicher, dass die Urgrosseltern dort bestattet wurden. Von Adolf Hellwig ist uns aber nur das Geburtsdatum bekannt, seine Frau dürfte viel später gestorben sein, sie erscheint noch auf einem Familienfoto von 1940. Das müsste sich in Friedhofsbüchern (oder sonstwo?) aber finden lassen - ich habe keine Ahnung, wohin man sich mit so einer Frage wendet?"

Wer kann Herrn Reimer helfen?
jmareimer [at] gmx.net

Foto 1: Adolf Hellwig 20.5.1848 - ?
Foto 2: von links: Max Hennig sen., Margarete Hennig geb. Hellwig, Gerda Hennig verh. Gerda Reimer, Adolf Hellwig Fabrikerbauer und Frau Margarete Hellwig geb. Leonhardt, Max Hennig jun., Frieda Hellwig (Schwester von Margarete)




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