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.... nur die Erinnerung an Weißagk bleibt
02.06.2020 12:01 - Bernd Koalick
Weißagk war ein deutsches Angerdorf. Auf dem Anger stand direkt neben dem oberen Dorfteich, von den Weissagkern liebevoll die „Oberste Pule“ genannt, als markantester Punkt schon seit Jahrhunderten die Kirche. Der Ort lag eingebettet in einem Tal am Nordrand der Weißagker Platte, dass durch abfließendes Wasser der Eiszeit entstand. Innerhalb der Gemarkung Weißagk war ein Höhenunterschied von 28 m; zwischen der Radarstation, nahe der Marke von 95 m über NN und auf dem Niedergut von noch 67 m. In einem schneereichen Winter reichte der Kirschberg zum guten Rodeln und Skilaufen durchaus aus und durch den weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannten Obstanbau hatte Weißagk schon einen erheb-lichen Bekanntheitsgrad erreicht.Der Ort lag ursprünglich inmitten der mehr oder weniger direkt angrenzenden Orte Mulknitz, Gosda, Klinge, Grötsch, Heinersbrück, Horno, Klein Briesnig, Groß Briesnig, Klein Bohrau und Groß Bohrau.
Der Bergbau - Fluch und Segen
Leider hat die Natur, die dem Ort Weißagk soviel Gutes gab, letztendlich auch für dessen Untergang gesorgt. Unter dem für Acker- und Obstbau so sehr geeigneten Boden wurden bereits nach dem 1. Weltkrieg in der Gemarkung Weißagk abbauwürdige Braunkohlevor-kommen entdeckt und in den 30er Jahren wurden u.a. von der Grube „Ilse“ diese Vorkommen in der Art gesichert, dass man anstrebte, den Weißagker Bauern ihre Kohlenrechte abzukaufen, was damals sicher teilweise von Erfolg gekrönt war.
Was durch den 2.Weltkrieg hinsichtlich des Kohleabbaues vorerst verhindert wurde, war Anfang der 70er Jahre bittere Gewissheit geworden. Weißagk hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 540 Einwohner. Niemand wollte es sich bis zum Ende vorstellen, aber in den Orten Lieskow, zum Teil auch Grötsch, Tranitz, Klinge u.s.w. konnte man den laufenden Tagebau-Fortschritt bis hin zur Devastierung der Orte ständig beobachten. Die Montage des Vorschnittbaggers im Weißagker Niedergut wurde dabei immer wieder sorgenvoll verfolgt und das Unglück nahm seinen Lauf. Und es sollten weitere benachbarte Orte wie Klein Bohrau, Klein Briesnig und Horno folgen. Dass der Bergbau die Dörfer zerstört, ist meist nicht zu verhindern, aber der Umgang mit den Menschen und deren Eigentum ist steuerbar.
Für die ehemaligen Weißagker werden die Gelegenheiten zum Erzählen und Gedankenaustausch immer seltener. Die Menschen sind mehr oder weniger über ganz Deutschland verstreut und haben eine neue Heimat gefunden. Um aber doch noch den ehemaligen Einwohnern und allen Freunden, Verwandten und Bekannten eine Chance für ein paar gemütliche Stunden zu geben, wird alle 2 Jahre, jeweils am ersten Sonntag im Mai, das traditionelle Blütenfest veranstaltet. Organisiert wird es vom Verein „Weißagker Heimatfreunde e.V.“ unter Mithilfe von vielen älteren ehemals Weißagker Einwohnern. Das letzte Fest fand am 6. Mai 2007 statt – das nächste also voraussichtlich am 03.05.2009.
Das Blütenfest im Frühjahr wurde bis zu Beginn der 80er Jahre in der Kirschplantage durchgeführt; es konnte in den 90er Jahren die Möglichkeit in Mulknitz auf dem Dorfplatz und in den letzten Jahren die Anlage am Schafstall in Gosda genutzt werden. Die Gäste aus Nah und Fern bringen durch ihr Kommen auch heute noch ihre Verbundenheit zu der Tradition der Weißagker zum Ausdruck.

Literatur:
Das Dorf Weißagk von seinen Anfängen bis zum Jahre 1975. ; Richard Ihlo und Wilfried Scholze, unter Mitarbeit von Max Balde, Verfasser des vor- und frühgeschichtlichen Abschnittes 1976.

Lehmann, Rudolf, Geschichte der Niederlausitz. Veröffentlichungen der Berliner Historischen Kommission beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Band 5 (1963).

Petzel, Martin, Die archäologische Untersuchung der Kirche von Weißagk und die mittelalterliche Besiedlung der Herrschaft Forst-Pförten. Ungedruckte Magisterarbeit (2002).
'Weißagker Geschichte im Überblick‘ aus der Zeit 1200 bis 1000 vor der Zeitrechnung sind bei späteren Ausgrabungen erste menschliche Siedlungen durch den Fund zahlreicher Gräberfelder in der Nähe der Gemarkung Weißagk nachgewiesen worden.

Die eigentliche , u.a. durch Ausgrabungen nachweisliche Geschichte des Ortes Weißagk beginnt etwa um das Jahr 1285.
Vermutlicher Siedelungsbeginn in der späteren Gemarkung Weißagk um 1300 Missionskapelle entstand auf dem Standort der späteren Kirche Älteste Münze aus dem Bereich der Kirche ist auf 1300 datiert
1344 Erwähnung des Dorfes als Vasallendorf. Das Dorf gehörte als Lehen den Herren von Bomsdorf. Die Gutsherrschaft Bomsdorf dauerte bis 1822/23 an; sie währte fast 500 Jahre
1389 Ortsname: Wyschogk (hochgelegen); erste Erwähnung des Ortes in Schriftquellen Ortsname: Wyschok von (Wussoki = hoch)
1504 Gründung des Gutes durch das Geschlecht der Bomsdorfer
1510 Bau einer Holzkirche
um 1590 Neubau einer Steinkiche
1708 13 Bauern; 7 Halbbauern; 12 Büdner
1750 14 Hüfner; 10 Halbhüfner; 16 Gärtner; 3 Häusler
1777 14 Großbauern; 10 Halbhüfner; 16 Gärtner; 3 Häusler; 3 Vorwerke; 1 Schäferei;
1798 347 Einwohner 14 Ganzbauern, 10 Halbhüfner, 15 Gärtner, 19 Häusler
1804 Unter 47 erbuntertänigen Bauernfamilien gab es wahrscheinlich nur fünf mit deutschem Ursprung. Der größere Teil war sorbischer Herkunft.
1813 / 1814 Neubau des Kirchenschiffes
1815 kam die Niederlausitz zu Preußen 1 ritterschaftliche Jägerwohnung; 1 Schule; 1 Schänke; 1 Brauhaus
1822/23 Kauf des Gutes durch einen Leutnant Mann aus Cottbus für 72 300 Taler
1827 Baubeginn einer zweiklassigen Schule
1827 Bau des Kirchturmes, der bis 1945 stand
1830 Die Leibeigenschaft/Erbuntertänigkeit in Weißagk wird abgeschafft Durch die Separation erhalten 1 Doppelhüfner
13 Bauern
10 Halbhüfner
6 Gärtner
und 15 Häusler und Handwerker
volles Eigentumsrecht über ihre Besitzungen.
Nach der Separation gehörten zum Gut ca. 860 ha; der Grundbesitz der Gemeinde betrug zu diesem Zeitpunkt ca. 665 ha.
1832 Brandkatastrophe 16- 20 Gehöfte des Oberdorfes brannten ab
um 1850 Bau der Friedhofskapelle für den neuen Friedhof
1856 - 1897 Gutsherr: Ludwig von Treskow
1884 Brand in Kanters Schenke und mehrere Gehöfte des Oberdorfes waren betroffen
um 1890 Die erste Kirschplantage wurde durch den Gutsgärtner auf dem Kirschberg angelegt
1897/98 u.1926 Hochwasser bis zum Unterfeld (Malxehochwasser)
1897 - 1912 Gutsherr: Werner von Treskow
um 1900 Ein städtischer Einfluss in den bisherigen Trachten macht sich bemerkbar
1912 - 1945 Gutsherrin: Luise von Tresko
1926 Hochwasser (Malxehochwasser)
1930/31 Schulneubau am Kirschberg
1933 Brand des Kuhstalles im Obergutes
16.2.1945 Beginn der Evakuierung der Bewohner des Ortes nach Leuthen und Seese bei Cottbus
15.3.1945 Sprengung des Kirchturmes durch die SS 17.3.1945 Abriß der Windmühle ( Inbetriebnahme war um 1860 )
16.4.1945 Durchbruch der Roten Armee und Kämpfe auch im Gebiet um und in Weißagk
April / Juni 1945 Rückkehr der Dorfbewohner von der Fluch
1.11.1945 Bodenreform/Aufteilung von 593 ha Gutsland
Oktober 1946 Wahl der ersten Gemeindevertretung
Ende 1950 Gründung der ersten Sportgemeinschaft (Später SG Traktor Weißagk)
31.12.1952 Gründung der LPG "Aufbau" Weißagk (als Typ I und ab 1.März 1953 als Typ III)
1952/1953 Wiederaufbau des Kirchturmes
10.7.1955 Sturm und Gewitter Unwetter mit gewaltigen Schäden an Gebäuden, elektrischen Leitungen und im Wald und Überschwemmungen auf den Feldern
1. April 1956 Eröffnung einer Saison-Kinderkrippe
1960 Bau der Dorfapotheke
15. Februar 1960 Die letzten 26 selbständigen landwirtschaftlichen Betriebe schlossen sich zur LPG "Erwin Baur" zusammen
1967 Letzter großer Kirchenumbau
1969 - 1971 Erhaltungsarbeiten an der Kirche
Mai 1973 1. Blütenfest in den Weißagker Obstplantagen
1985 Devastierung des Ortes Weißagk Die letzten Einwohner verließen erst 1986 das Dorf
24.12.1985 Letzter Gottesdienst in der Weißagker Kirche (Heiligabend)
1986 Weißagk existiert als Gemeinde nicht mehr
Frühjahr 1987 Abriss der Kirche


Weißagk - ein gut funktionierendes Dorf über Jahrhunderte hinweg

Neben den Haupterwerbszweigen wie
Ackerbau und Viehzucht
Obstbau
Wald- und Forstwirtschaft
und Fischzucht und Jagd
waren über die Jahrhunderte hinweg die verschiedensten Gewerke – z.T. auch im Nebenerwerb - in der Gemeinde vertreten, welche die Grundlage für ein gut funktionierendes, selbständiges Dorf bildeten:
2 Güter
3 Gärtnereien
2 Bäckereien
Kolonialwarenhandel
Windmühle
3 Gastwirtschaften
Brauerei
Ölmühle / Ölvertrieb und -handel
Schneider
Schuster
Hausschlächter und Fleischbeschauer
Imker
Tankstelle
Mosterei
Obstweinherstellung
Getreidemühle
Konsum
Kohlehandel
Eieraufkauf
Milchhandel
Landfleischerei
Hebamme
Baugeschäft
Kiesgrube
Betonwerk
Schmiede
Fuhrgeschäft
Tischlereien
Stellmacherei
Ofensetzer und Fliesenleger
Klemptner
Brunnenbauer
Ziegelei
Sägewerk
Fahrradschlosser
Lehmgrube
Eiskeller
Torflöcher
Sonstige Einrichtungen und Vereine
Schule
Kinderkrippe
Kindergarten
Apotheke
Poststelle
NVA – Objekt zur Luftüberwachung
Gemeindeschwesternstation
Freiwillige Feuerwehr
Turn- und Sportvereine
Gesangvereine
Blaskapellen

Gebräuchliche Flurbezeichnungen

Bedingt durch zwischenzeitliche sorbische Einflussnahme und Besiedelung und durch die Nähe umliegender sorbischer Ortschaften sind einige Flurbezeichnungen natürlich auch sorbischer Herkunft bzw. tragen einen sorbischen Hintergrund in ihrer Bezeichnung.
Alte Siedlung
Am Großteich
Am Hain – Niedergut
Am Kirchweg
Am Kling’schen Weg
Am Noßdorfer Weg
An den Froschteichen
An der Chaussee
An der Linde
Birkenallee
Brasina /Brasinna
Buchten
Damken
Dollingschonung / Dolling’s Schonung
Dreistangen
Eiskeller
Erlenpusch / Erlenbusch
Fischteich
Garauen / Garrauen
Gosdaer Ecke
Gubener Teich
Hinter Hagensdamm / Hinter Hagen’s Damm
Hinterm Brückchen
Hinterm Großteich
Hinterm Niedergut
Huppalenz (Gemarkung Heinersbrück)
Im Dorfe
Jägerteichschonung
Kabelbusch
Kälberwiese
Kalkberg
Karnickelschonung
Kaupe
Kirschberg
Krotzitzer / Kroatzitzer
Lanzkische Pläne / Lanzkylsche Pläne
Lehmgrube
Luzinna /Luzina
Malxewiesen
Mühlberg
Oberfeld
Perebinka / Perbinka
Runder During
Schafstall
Schmellusche
Schmiedeberge
Schubens Berg
Schwarze Brücke
Sellesnik / Sellesnick
Spartakistenacker
Teufelsberg
Torflöcher
Treege Wiesen
Unterfeld
Wartewiesen
Wilknitz
Ziegelscheune
Zischernicken / Zischoniken

Flächenbestand der Gemeinde / Gemarkung Weißagk vor und nach der Übernahme durch den Bergbau vor der Separation (vor 1830)
Eigentum der Gemeinde, Schule, Kirche - 795 ha - 3.185 Morgen - 7,95 qkm
Gutsbesitz - 518 ha - 2.072 Morgen - 5,18 qkm

Nach der Separation (nach 1830)
Eigentum der Gemeinde, Schule, Kirche - 665 ha - 2.660 Morgen - 5,65 qkm
Gutsbesitz - 857 ha - 3.428 Morgen - 8,57 qkm
Nutzung:
Landwirtschaftliche Nutzfläche der Gemeinde Weißagk ca. 706 ha
Teichfächen ca 80 ha
Nach heutigen Erkenntnissen betrug die Gesamtfläche der Gemarkung Weißagk zum Beginn der Abbaggerung: 1.566 ha - 6.264 Morgen - 15,66 qkm, davon abgebaggerte Fläche 1.268 ha - 5.492 Morgen - 13,68 qkm
Der Rest von ca. 198 ha befindet sich ab dem Gelände des Heimatparkes Weißagk in Richtung der Gemarkungsgrenze zur Gemeinde Mulknitz (in der Süd-Nord-Ausdehnung von Gosda in Richtung Groß Bohrau)

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