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Überraschender Fund auf Forster Kleingartengelände - Grabplatten vom früheren Friedhof I entdeckt
17.04.2016 20:15 - Manfred Geisler
Da staunte Helfried W. nicht schlecht.
Als der 54-jährige Forster bei Arbeiten in seinem Kleingarten an der Weststraße mit seiner Schaufel plötzlich auf Widerstand stieß, erlebte er eine Überraschung. Im Boden verborgen fand er vier steinerne Objekte, die sich später, bei genauerem Hinsehen als Grabplatten entpuppten, die zweifelsfrei dem ehemaligen Friedhof I (zwischen Bahnhofstraße und Frankfurter Straße) zugeordnet werden konnten.
Ein Fund, mit dem man nicht wirklich rechnen konnte, denn über den Verbleib der Grabdenkmäler des ehemaligen Friedhofs gibt es keine konkreten Angaben. Umso überraschender, dass sich jetzt, per Zufall, der Schleier der Vergangenheit ein wenig lüftete.
Dank an den Finder, der es zu schade fand, die Platten einfach zu entsorgen. Über einige Umwege fand er schließlich Frau Petri von der Forster Friedhofsverwaltung, als Ansprechpartner, die sich der Fundstücke sachkundig annahm.

Besonders erfreulich. Zwei der 45 x 60 cm großen Granitplatten gehören zu der Grabstätte des Ehrenbürgers Julius Schmidt und seiner Ehefrau Wilhelmine.
Eine weitere Platte stammt von der Ruhestätte der Familien Pittius und Kretschmer (Ob es hier einen Zusammenhang mit dem früheren Hotel Pittius gibt ist noch ungeklärt.
Das vierte Objekt ist einer Frau Maria Wildekopf (1820 – 1917) zugehörig. Weitere Erkenntnisse gibt es dazu nicht.

Der Friedhof I (heutiger Stadtpark Mitte) wurde im am 08. März 1853 mit der ersten Beerdigung eröffnet. Die letzte Beisetzung erfolgte 1957.
Im Juni 1972 wurde begonnen, den Friedhof in eine Naherholungsstätte umzuwandeln. Rücksicht auf die vorhandenen Grabsteine wurde dabei nicht genommen. Auch auf eine bildhafte Dokumentation der geschichtsträchtigen Anlage wurde verzichtet. Dabei fanden eine große Anzahl bekannter Forster Persönlichkeiten dort ihre letzte Ruhestätte. So, u.a. Josef Langerstein (1892), der Mitbegründer des Turnvereins 1861 und der Forster Turnerfeuerwehr, Stadtrat Bodo Hammer (1933), diverse Forster Fabrikanten und eine Vielzahl von Forster Ehrenbürgern, darunter auch der Tuchfabrikant Julius Schmidt (1904) und dessen Ehefrau Wilhelmine (1888). Fakt ist, der Umgang mit dem Kulturgut des Friedhof I war eine einzige Katastrophe. Um den Verbleib der dort entsorgten historischen Steine rankten sich seitdem viele Gerüchte. Mal hieß es, sie seien als Befestigung für die Sicherung von Fundamenten der zerstörten Neißebrücke genutzt worden, dann sprach man sogar davon, dass Teile beim Bau des 1976 eröffneten Palastes der Republik in Berlin Verwendung gefunden hätten. Nichts davon konnte belegt werden.

Ab 2003 wurde der Stadtpark Mitte, wie die neue Bezeichnung lautet, in mehreren Bauabschnitten aufwändig saniert. Neben der alten Friedhofsmauer und dem zum Teil maroden Baumbestand wurden auch Teile der in der Friedhofsmauer eingelassenen Erdbegräbnisstätten in diese Maßnahmen einbezogen.

2009/10 wurde auch der Eingangsbereich an der Frankfurter Straße neu gestaltet. Nach historischem Vorbild wurde eine Toranlage mit zwei Säulen und einem Rundbogen errichtet. Die schlichte Grünanlage mit schönem Baumbestand im Zentrum der immer grüner werdenden Stadt Forst ist mit ihren Ruhebänken inzwischen sicher auch ein Ort der Erholung und Entspannung. Atmosphärisch lebt der Stadtpark auch heute noch von der alten Friedhofsmauer und den wenigen, zum Teil nur fragmentarisch erhaltenen Grabstätten. Ein erfreuliches Gegenstück zur Hektik und Ruhelosigkeit des heutigen Alltags.

Vor diesem Hintergrund muss man die aktuellen, durchaus spektakulären Funde, als umso erfreulicher empfinden. Das nährt natürlich die Hoffnung, dass sich vielleicht noch andere Relikte aus diesem Umfeld wiederfinden.

Wer weitere Hinweise zu den Grabplatten oder zum Friedhof I machen kann, wendet sich bitte an den Autor dieser Zeilen – Manfred Geisler, Tel.: 03562/660619, e-mail: mfgeisler@t-online.de.

Jetzt heißt es aber, erst einmal, einen geeigneten Standort für die Fundstücke zu finden. Erste Ideen gibt es bereits. In Absprache mit Stadtverwaltung und historisch interessierten Bürgern, z.B. im Geschichtsstammtisch, könnte das Thema sicher zum Diskussionsgegenstand werden.

Weitere Informationen zum Forster Ehrenbürger Julius Schmidt finden sie in der
Lausitzer Rundschau vom 22. Oktober 2014
http://www.lr-online.de/regionen/spree-neisse/forst/Erster-Fabrikant-wird-Ehrenbuerger-von-Forst;art1052,4782216
sowie im Forster Jahrbuch 2013.

Manfred Geisler
Tel.: 03562/660619
e-mail: mfgeisler@t-online.de




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